… denn: so, wie das bisher läuft, kann es echt nicht weitergehen.
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Die Marketing- und Kommunikationsbranche befindet sich in einer Krise. Nach Jahrzehnten des Sich-Ausruhens auf etablierten Methoden ist immer klarer geworden: Die Selbstbeweihräucherung für alte Erfolge kann nicht so weitergehen. Die digitale Transformation ist längst überfällig. Sie ist nicht nur ein Schlagwort. Sie ist der Schlüssel zum Überleben und zur Relevanz in einer sich schnell verändernden Welt. Doch was blockiert die Branche, sich endlich zu bewegen, und wie kann sie ihre eigenen Barrieren überwinden?
Ein Artikel von Horizont.net hat mich einmal mehr dazu inspiriert. Er trägt den Titel „Weltweit größte Werbegattung: Wie Social Media zum Motor des globalen Werbemarktes wird“ (Link). Ich denke darüber nach, wie dringend die Branche handeln muss. Der Artikel zeigt klar auf, dass Social Media mittlerweile die größte Werbegattung ist. Ohne eine konsequente Neuausrichtung auf digitale Plattformen werden viele Agenturen ihre Relevanz verlieren. Dies unterstreicht die zentrale Botschaft: Die Zeit des Zögerns ist vorbei, und es braucht jetzt mutige Schritte zur Transformation.
Warum das Festhalten an der Vergangenheit uns in die Krise führt
In vielen Agenturen herrscht ein Kulturproblem. Erfolgreiche Kampagnen aus der Vergangenheit werden wie Trophäen gepflegt und gefeiert, während der Status quo als unantastbar gilt. Die Frage, die sich jedoch stellen muss: Was sind diese Erfolge heute noch wert? In einer Welt, die von rasanter technologischer Entwicklung geprägt ist, wirkt das Festhalten an alten Ansätzen wie eine Bremse. Veränderte Konsumentenbedürfnisse verlangen neue Wege.
Vielerorts werden Prozesse, die vor 15 Jahren effizient waren, immer noch beibehalten. Legacy-Tools, unübersichtliche Workflows und Silodenken prägen den Arbeitsalltag. Das Ergebnis: ineffiziente Strukturen, frustrierte Mitarbeiter:innen und stagnierende Kreativität. Unternehmen wie Netflix, Spotify oder Tesla gewinnen Marktanteile mit datengetriebenen Ansätzen. Sie nutzen agile Methoden. Die Agenturbranche bleibt jedoch an Hierarchien hängen. Sie beharrt auf ineffizienten Entscheidungswegen, nicht selten Machtmißbrauch und dem Verehren von (angeblich) halbgottgleichen Ikonen der Branche. Das ist gefährlich. Brandgefährlich.
Machtstrukturen als Innovationsbremse
Ein weiteres Hindernis ist das Machtverhalten in vielen Agenturen. Entscheidungen werden häufig von einem kleinen Zirkel getroffen, der die Realitäten am Markt oft nicht kennt oder ignoriert. Diese Top-down-Ansätze führen dazu, dass neue Ideen unterdrückt oder nicht ernst genommen werden. Die Angst vor Kontrollverlust blockiert die Bereitschaft, Verantwortung zu delegieren oder Experimente zu wagen. Dieses Verhalten steht im krassen Gegensatz zu den agilen Prinzipien, die in anderen Branchen bereits erfolgreich etabliert wurden.
Ein veraltetes Portfolio und fehlende Flexibilität
Auch das Produktportfolio vieler Agenturen hinkt der Zeit hinterher. Klassische Werbeformate wie Printanzeigen oder lineare TV-Kampagnen dominieren weiterhin die Strategien. Digitale Plattformen haben die Werbewelt längst umgekrempelt. Zwar gibt es Bemühungen, Social Media und Influencer Marketing in die Angebote zu integrieren. Doch oft bleibt es bei halbherzigen und oftmals amateurhaft anmutenden Versuchen. Anstatt digitale Lösungen als integralen Bestandteil der Strategie zu sehen, werden sie als Add-on betrachtet.

Warum wir jetzt handeln müssen
Die gute Nachricht ist: Es gibt einen Weg nach vorne. Die digitale Transformation bietet enorme Möglichkeiten, aber sie erfordert Mut und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Es reicht nicht aus, neue Tools einzukaufen oder ein paar Buzzwords in die Präsentationen einzufügen. Transformation bedeutet, den Kern der eigenen Arbeitsweise zu hinterfragen.
Tools und Prozesse:
- Automatisierung: Routineaufgaben wie Reporting, Datenanalysen oder Content-Planung können durch intelligente Systeme übernommen werden, sodass mehr Zeit für kreative Arbeit bleibt.
- Datenintegration: Datensilos müssen aufgelöst werden, um eine zentrale, ganzheitliche Sicht auf Kund:innen und Projekte zu ermöglichen.
- Cloud-basierte Plattformen: Diese bieten Flexibilität und Kollaborationsmöglichkeiten, die für die zunehmend globale und remote arbeitende Belegschaft essenziell sind.
Mindset und Kultur:
- Fehlerkultur: Innovation erfordert Experimente – und Experimente bringen Fehler mit sich. Eine Kultur, die Fehler als Lernchancen versteht, ist der Nährboden für echte Neuerungen.
- Ownership: Mitarbeiter:innen, die Verantwortung übernehmen können, arbeiten effizienter und innovativer. Empowerment muss gelebt, nicht nur propagiert werden.
- Interdisziplinäres Arbeiten: Teams aus unterschiedlichen Disziplinen müssen kollaborativ und gleichberechtigt arbeiten, um ganzheitliche Lösungen zu entwickeln.
„Diese Branche rast mit 300 km/h auf eine Wand zu und hupt auch noch, anstatt zu bremsen.“ – Amir Kassaei
Blick in die Zukunft: Eine Branche mit Potenzial
Die Marketing- und Kommunikationsbranche hat eine beeindruckende Resilienz bewiesen. Sie hat sich immer wieder neu erfunden, von der Zeit der Mad Men bis hin zur digitalen Revolution. Doch jetzt geht es um mehr: Es geht darum, das Mindset einer gesamten Branche zu verändern. Wenn Agenturen den Mut aufbringen, alte Strukturen zu hinterfragen, können sie die digitale Transformation als Chance sehen. Dann können sie nicht nur überleben. Sie können auch eine führende Rolle in der Gestaltung der Zukunft einnehmen.
Die Erkenntnisse aus dem genannten Horizont-Artikel bestätigen, dass die Zukunft des Marketings digital ist. Diejenigen, die den Wandel aktiv gestalten, werden die Branche voranbringen. Die Zeit des Abwartens ist vorbei. Die Zukunft drängt uns, jetzt zu handeln. Wer den Wandel nicht aktiv gestaltet, wird von ihm überrollt und riskiert, in Bedeutungslosigkeit zu versinken. Menschen, die bereit sind, Neues zu lernen, finden unendliche Möglichkeiten. Wer Verantwortung übernimmt und mutige Entscheidungen trifft, wird belohnt. Es liegt in unserer Hand, die Branche neu zu gestalten. Wir können sie zu einem Ort machen, an dem Innovation, Kreativität und Technologie tatsächlich Hand in Hand gehen.