Projektmanagement ist ein dynamisches Feld, das sich ständig weiterentwickelt und verbessert. Agile Methoden haben sich als Antwort auf die Grenzen traditioneller Projektmanagementansätze etabliert. In einem agilen Umfeld wird Flexibilität großgeschrieben, und das Endergebnis ist oft ein Produkt, das besser auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist. Im Folgenden betrachten wir die klassischen Projektmanagementdokumente und -verfahren und setzen sie in Beziehung zu agilen Ansätzen, um aufzuzeigen, wo und wie Agilität die Vorgehensweisen vereinfachen und verbessern kann.

Projektinitiierung
Traditionell beginnt ein Projekt mit einem Business Case, einem Projektvorschlag und einer Projektbeschreibung. Im agilen Kontext wird dies durch eine Vision und ein Product Backlog ersetzt, das in einem Workshop, dem sogenannten Sprint Zero, erstellt wird. Diese Elemente definieren den Zweck und die anfängliche Richtung des Projekts, bleiben jedoch flexibel für Änderungen und Anpassungen, die durch Kundenfeedback während der Entwicklung entstehen.
Projektplanung
Statt detaillierter Aktionspläne und SWOT-Analysen nutzt man im agilen Umfeld User Stories und Epics, um Anforderungen zu definieren. Diese werden iterativ bearbeitet und verbessert. Release-Planungen ersetzen langfristige, starre Pläne und ermöglichen eine schnelle Anpassung an sich ändernde Anforderungen.
Projektausführung
Die traditionelle Projektausführung mit Testfällen und Implementierungsplänen wird im agilen Projektmanagement durch regelmäßige Sprints und fortlaufende Integration und Testing ersetzt. Automatisierte Testverfahren und CI/CD-Pipelines erhöhen die Effizienz und ermöglichen ein kontinuierliches Feedback.
Projektverfolgung
RACI-Tabellen und Ursachenanalysen sind auch im agilen Management wichtig, werden aber durch tägliche Stand-up-Meetings und Retrospektiven ergänzt, die sofortiges Feedback und kontinuierliche Verbesserung fördern.
Änderungsmanagement
Im agilen Kontext ist das Änderungsmanagement weniger formell und wird durch das Prinzip der Anpassungsfähigkeit ersetzt. Backlog Refinement Sessions ermöglichen es, Änderungen schnell einzupflegen und den Backlog stets aktuell zu halten.
Risiko-/Problemmanagement
Agile Methoden akzeptieren Unsicherheit als Teil des Entwicklungsprozesses. Risikomanagement erfolgt täglich und wird durch Risikopuffer in Zeitplänen und Budgets sowie durch eine offene Kommunikationskultur unterstützt.
Beschaffung
Agile Projekte erfordern flexible Beschaffungsprozesse, die schnelle Entscheidungen und Anpassungen erlauben, um mit dem Tempo des Projektfortschritts Schritt zu halten.
PM Essentials
Werkzeuge wie Kanban-Boards und Burn-down-Charts bieten visuelle Unterstützung und erleichtern das Projektmanagement, indem sie Transparenz und Echtzeit-Updates über den Projektstatus bieten.
Qualitätsmanagement
Statt starrer Qualitätsmatrizen und Kontrolldiagramme fokussieren sich agile Teams auf Definition of Done, kontinuierliche Verbesserung und Akzeptanzkriterien, um Qualität sicherzustellen.
Projektmanagementbüro (PMO)
Ein agiles PMO unterstützt Teams, fördert agiles Lernen und bietet eine zentrale Anlaufstelle für Best Practices, Coaching und Support.
Jeder dieser Punkte spiegelt wider, wie Agilität das klassische Projektmanagement vereinfachen kann, indem weniger auf umfangreiche Dokumentation und mehr auf Zusammenarbeit, Kundenfeedback und iterative Lieferung Wert gelegt wird. Agile Ansätze sind nicht nur eine Alternative, sondern können auch als Ergänzung zu traditionellen Methoden gesehen werden, um ein Projektmanagement zu schaffen, das das Beste aus beiden Welten vereint.
Erklärung der agilen Fachbegriffe:
- Vision: Im agilen Kontext ist die Vision eine kurze Erklärung des Endziels des Projekts. Sie beschreibt, welchen Wert das Produkt oder Projekt den Endnutzern bringen soll und dient als Leitstern für das Team.
- Product Backlog: Dies ist eine geordnete Liste aller Features, Funktionen, Technologien, Verbesserungen und Fehlerbehebungen, die als Änderungen am Produkt vorgenommen werden könnten. Es ist ein lebendes Dokument, das sich mit dem Projekt weiterentwickelt.
- Sprint Zero: Der Begriff bezieht sich auf einen initialen Zeitraum, in dem die Projektvorbereitung stattfindet. Hier werden grundlegende Anforderungen gesammelt, das Umfeld vorbereitet und alles Nötige für den Start der ersten Entwicklungsiteration, den Sprint, eingerichtet.
- User Stories: Kurze, einfache Beschreibungen einer Funktion aus der Perspektive des Endnutzers. Sie sollen sicherstellen, dass das Team auf die Nutzerbedürfnisse fokussiert bleibt.
- Epics: Große User Stories, die in kleinere aufgeteilt werden müssen. Sie sind oft zu komplex, um in einem einzigen Sprint abgeschlossen zu werden, und müssen daher weiter verfeinert werden.
- Release-Planung: Ein Zeitplan, der festlegt, wann und wie oft das Team Releases ausliefern wird. Es geht darum, eine Balance zwischen häufigen Lieferungen und der Verfügbarkeit von Features zu finden.
- Sprints: Iterationen, in denen das Team an einem Satz von Backlog-Elementen arbeitet, um sie bis zum Ende des Sprints in einen versandfähigen Zustand zu bringen.
- CI/CD-Pipelines: Continuous Integration und Continuous Deployment sind Praktiken, die dafür sorgen, dass Codeänderungen regelmäßig getestet, in den Hauptbranch integriert und automatisch in die Produktionsumgebung ausgeliefert werden.
- Daily Stand-up: Ein tägliches kurzes Meeting, bei dem jedes Teammitglied berichtet, was sie gestern getan haben, was sie heute tun werden und ob es Hindernisse gibt.
- Retrospektiven: Meetings am Ende eines Sprints, in denen das Team darüber diskutiert, was gut gelaufen ist, was verbessert werden könnte und welche konkreten Schritte als nächstes unternommen werden sollen.
- Backlog Refinement: Der Prozess der Backlog-Pflege. Hier werden User Stories überprüft, verfeinert und neu priorisiert, um sicherzustellen, dass der Backlog aktuell und umsetzbar bleibt.
- Risikopuffer: Zeitliche oder budgetäre Reserven, die in den Projektplan aufgenommen werden, um unerwartete Herausforderungen oder Änderungen anzugehen.
- Kanban-Boards: Visualisierungstools, die den Arbeitsfluss darstellen und es ermöglichen, den Fortschritt von Aufgaben in Echtzeit zu verfolgen.
- Burn-down-Charts: Diagramme, die den Fortschritt eines Teams im Verhältnis zu der Zeit darstellen und zeigen, wie viel Arbeit bis zum Ende des Sprints noch erledigt werden muss.
- Definition of Done (DoD): Eine klare und präzise Liste von Kriterien, die festlegen, wann eine Aufgabe oder ein Produkt als fertig betrachtet wird.
- Agiles PMO: Eine Einheit, die die Implementierung agiler Praktiken in der Organisation unterstützt, indem sie Ressourcen bereitstellt, für die Ausbildung sorgt und als Anlaufstelle für agile Praktiken dient.
Diese Fachbegriffe stellen die Grundpfeiler dar, um das klassische Projektmanagement durch agile Praktiken zu ergänzen oder zu transformieren. Indem Projektmanager und Product Owner sich mit diesen Konzepten vertraut machen, können sie ihre Projekte effektiver und anpassungsfähiger gestalten.